Austauschschüler und Gastfamilien als Brückenbauer in Europa

Vertreter des Auswärtigen Amtes würdigt Beitrag des Langzeit-Schüleraustauschs zur auswärtigen Kulturpolitik und zur Ausbildung einer europäischen Bürgerschaft: „Wer oder was ist eigentlich Europa? Und wo endet es?“, „Haben wir multiple Identitäten in Europa?“, „Was bedeutet der Begiff ‚Nachbarn’ für uns in Europa?“ und „Wie mobil sind wir in Europa?“ – Solche und ähnliche Fragen diskutierten am 25. Mai 2007 im Europäischen Haus am Pariser Platz in Berlin Schülerinnen und Schüler aus 23 europäischen und 9 außereuropäischen Ländern zusammen mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags, Botschaftern, Vertretern von Ministerien, Unternehmen, Stiftungen, Bildungsorganisationen und den Medien.

Eingeladen zum Austausch-Forum „Europa im Alltag“ hatten AJA und die Europäische Kommission. „Wenn Jugendliche aus ganz Europa – aber auch von den anderen Kontinenten – die Gelegenheit haben, für ein Jahr zu uns nach Deutschland zu kommen, hier in Gastfamilien zu leben und eine deutsche Schule zu besuchen, dann ermöglicht dies einen intensiven Austausch zwischen Menschen fremder Kulturen. In Europa ist es genau dieser Austausch, der die Basis dafür legt, unser europäisches Gemeinwesen zusammen gestalten zu können; denn mit ihren Erfahrungen werden die Schülerinnen und Schüler ebenso wie ihre Gastfamilien zu Brückenbauern und Botschaftern zwischen Heimat- und Gastland und fördern somit auch langfristig die Herausbildung eines europäischen Bewusstseins“, würdigte Professor Dr. Pascal Hector vom Auswärtigen Amt den Beitrag des internationalen Schüleraustauschs zur auswärtigen Kulturpolitik.

Ausdrücklich dankte er auch den Gastfamilien, deren ehrenamtliches Engagement und Bereitschaft, einem Jugendlichen aus einem anderen Land ein neues Zuhause auf Zeit zu geben, den internationalen Jugendaustausch erst ermöglichten.

Mittels einer kurzen historischen Rückschau – nicht zuletzt auf die innereuropäischen Konflikte der letzten Jahrhunderte – hatte Professor Hector Europa als überstaatliches Gemeinwesen hergeleitet und begründet und die zentrale Rolle seiner Bürgerinnen und Bürger bei dessen Gestaltung herausgestellt. Damit setzte er zugleich einen richtungsweisenden Rahmen für die folgenden Tischgespräche im Rahmen des ‚Café Europa’: Die angeregten Diskussionen in den einzelnen Gesprächsrunden machten nicht nur die vielfältigen Perspektiven, mit denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums „Europa im Alltag“ erleben, deutlich, sondern zeigten auch, wie wichtig es den jungen Menschen ist, sich einzubringen und an der Gestaltung Europas mitzuwirken.

Die Perspektive auf Europa verändert sich mit dem Abstand, den man zu Europa einnimmt – darin waren sich die Diskutierenden einig. „Von Japan aus betrachtet wirkt Europa sehr homogen; man muss schon nah heran kommen, um seine vielen Unterschiede und die kulturelle Mannigfaltigkeit zu erkennen“, berichtete ein japanischer Schüler von seinen Erfahrungen. Die junge Türkin hingegen beschrieb ihre Motivation, ein Jahr in Deutschland zu verbringen, mit dem Wunsch die deutsche, nicht die europäische Kultur kennen lernen zu wollen.
Europa sei eine pluralistische Einheit, und genau darin liege ein ganz besonderer Wert, den es zu schätzen und zu pflegen gelte. Deshalb wünschten sich die Teilnehmenden für die Zukunft noch mehr Möglichkeiten für die Menschen innerhalb Europas, zusammen zu kommen und von einander lernen zu können. „In Europa ist es wichtig, die Diversität zu akzeptieren und wertzuschätzen, und sich stärker auf das Verstehen von Unterschieden zu konzentrieren als zwingend Gemeinsamkeiten identifizieren zu wollen“, lautete das Fazit in einem Tischgepräch.

Dieses sowie die anderen Ergebnisse der Diskussionsrunden werden in einer Dokumentation zusammengefasst und der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Margot Wallström, für Ihre Arbeit am Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union zur Verfügung gestellt.