Die gemeinnützigen Schüleraustauschorganisationen stehen durch den Ausbruch der Corona-Pandemie vor einer ungewissen Zukunft. Die finanziellen Auswirkungen auf den Bereich des internationalen Schüleraustausches sind bereits jetzt immens. Der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA) fordert umfassende staatliche Unterstützung für gemeinnützige Träger.
Langfristiger internationaler Bildungsaustausch und ehrenamtliches Engagement sind unerlässliche Merkmale einer gefestigten Demokratie. Dafür steht der gemeinnützige Schüleraustausch mit seinen Vereinen und gemeinnützigen Trägern in Deutschland und weltweit.
Die gemeinnützigen Austauschorganisationen sind dem Gemeinwohl verpflichtet und anerkannte Träger der freien Jugendhilfe. Wir erhalten keine institutionelle Förderung und sind zur Finanzierung unserer Aktivitäten auf Programmbeiträge der Teilnehmenden angewiesen, die bei einer Beeinträchtigung der bevorstehenden Programme teilweise oder ganz entfallen. Wir erwirtschaften keine Gewinne und können so weder relevante Reserven bilden noch umfangreiche Kredite bedienen.
Wir warnen eindringlich davor, dass in relativ kurzer Zeit eine Welle von Insolvenzen den gemeinnützigen Sektor erfassen wird, wenn nicht frühzeitig staatliche Hilfen gewährt werden. Dies kann nicht in Form von Krediten geschehen, da diese zu Überschuldungen führen würden. Wir sehen uns einer Entwicklung gegenüber, die ihre Existenz und die über Jahrzehnte aufgebauten zivilgesellschaftlichen Strukturen und internationalen Netzwerke bedroht.
Bereits jetzt müssen wir zahlreiche Programme und Veranstaltungen abbrechen oder absagen, was zu erheblichen Stornokosten führt. Eine Prognose für den Schüleraustausch im Schuljahr 2020/21 fällt derzeit schwer. Wir rechnen mit großen Einschnitten in unseren Programmen, an denen jährlich rund 5.500 Schülerinnen und Schüler in Deutschland und in über 50 Länder weltweit teilnehmen. Die aus der Pandemie resultierenden finanziellen Ausfälle stellen uns vor große wirtschaftliche Herausforderungen, die wir ohne umgehende finanzielle Hilfen nicht stemmen können.
Wir fordern von der Bundesregierung, dass
- Bereits bewilligte Projektförderungen für Austauschprogramme, die nicht umgesetzt werden können, vollständig in eine direkte Förderung zur Überbrückung umgewandelt werden,
- unter dem Rettungsschirm nicht nur Kredite, sondern echte Zuschüsse für die gemeinnützigen Schüleraustauschorganisationen gewährt werden,
- offene Projektmittel aus dem Kinder- und Jugendplan als zusätzliche Strukturhilfe eingesetzt werden – für Träger, die bisher keine institutionelle Förderung erhalten,
- es keine Kompensationsforderungen gegenüber Teilnehmenden und Organisationen im langfristigen Bildungsaustausch gibt, die von der Rückholaktion des Auswärtigen Amts betroffen sind,
- Beiträge des Auslands-BAföG an die Schülerinnen und Schüler weitergezahlt werden, wenn deren Auslandsjahr auf Grund der Corona-Pandemie vorzeitig beendet werden musste.
Auslandserfahrungen junger Menschen sind ein elementarer Bestandteil der Förderung von interkultureller Verständigung, zivilgesellschaftlichem Engagement und Demokratie weltweit. Wir sind sicher, dass der Schüleraustausch nach der Überwindung der Corona-Krise mehr denn je nachgefragt sein wird. AJA fordert die Bundesregierung daher auf, jetzt umfassend geeignete finanzielle Maßnahmen zu ergreifen, um den Fortbestand des gemeinnützigen Schüleraustausches zu sichern.
Berlin, den 25.03.2020
gez.: AJA-Geschäftsführung