Die Bundesregierung legt jährlich einen Bericht zur Lage junger Menschen in Deutschland vor. Der 17. Kinder und Jugendbericht, der im September 2024 veröffentlich wurde, ist ein Gesamtbericht, der nur alle drei Jahre herausgegeben wird. Neben der Lage junger Menschen beschäftigt er sich auch mit der Gesamtsituation der Kinder und Jugendhilfe. Für den Bericht wurden vorhandene Studien ausgewertet und rund 5.400 junge Menschen unter anderem über Workshops beteiligt.
Laut Bericht sind junge Menschen aktuell von Krisen und gesellschaftlichen Veränderungen wie Krieg, zunehmendem Populismus, Klimawandel, demografischen Wandel sowie Demokratiefeindlichkeit geprägt. Trotz dieser gesellschaftlichen Herausforderungen zeigen Studien, dass junge Menschen mit ihrer Lebenssituation überwiegend zufrieden sind und optimistisch in die Zukunft blicken. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Vertrauen in die Zukunft allerdings gesunken. Auch die Herausforderungen für die Demokratie und die politische Bildung sind seit dem letzten Kinder- und Jugendbericht gestiegen. Junge Menschen bekunden zwar Zustimmung zur Demokratie, äußern jedoch wiederholt Kritik an politischen Parteien und Politiker*innen, von denen sie ihre Interessen nicht ausreichend vertreten sehen.
Forderungen des Berichts an die Kinder und Jugendhilfe
Der Bericht stellt fest, dass es eine zentrale Aufgabe der Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe ist, das Vertrauen der jungen Menschen in die Zukunft wieder aufzubauen. Die Kinder- und Jugendhilfe wird auch aufgefordert, einen entscheidenden Beitrag zur Beteiligung junger Menschen zu leisten. Die wachsende Demokratiefeindlichkeit offenbart einen besonderen Bedarf in Demokratiebildung und -förderung. Hier werden alle Träger der Kinder- und Jugendhilfe aufgefordert, ihre Angebote entsprechend weiterzuentwickeln.
Der AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch unterstützt diese Forderungen. Die Programme der gemeinnützigen AJA-Organisationen für internationale Mobilität und Begegnung fördern demokratische Werte, aktive Beteiligung und weltweite Verständigung. Internationale Erfahrungen sind für junge Menschen besonders wertvoll. Sie eröffnen neue Wissenshorizonte, erweitern Handlungsräume in einer globalisierten Welt und stärken Mitverantwortung für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit sowie den Umgang mit Diversität.
Auf der vom AJA mitveranstalteten 2. Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch, die im November 2023 in München stattfand, erklärten die dort vertretenen Organisationen des schulischen Austausches, der internationalen Jugendarbeit und des langfristigen individuellen Austausches in der „Fürstenrieder Erklärung“, dass internationale Jugendbegegnung und Jugendaustausch tiefgreifende und nachhaltige individuelle und gesellschaftliche Wirkungen haben. Über 160 Organisationen und Personen haben sich dieser Erklärung inzwischen angeschlossen.
In der Erklärung wird weiterhin gefordert, dass internationaler Jugendaustausch und Jugendbegegnung ein selbstverständlicher Teil der Bildungsbiographie aller jungen Menschen sein sollte. Der AJA unterstützt dies ausdrücklich.
Um mehr jungen Menschen eine Auslandserfahrung zu ermöglichen, bedarf es einer besseren Finanzierung. Der Bericht unterstreicht diese Forderung „Die Kinder- und Jugendhilfe ist auf eine auskömmliche Finanz- und Planungssicherheit angewiesen, um ihren Aufgaben nachzukommen und den Krisen begegnen zu können.“ Jan Schütte, Geschäftsführer des AJA, sagt dazu: „Es ist eine langjährige Forderung des AJA, dass Schülerinnen und Schüler unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern an Austauschprogrammen teilnehmen können. Dazu brauchen wir mehr Stipendien und Fördermöglichkeiten.“