Warum sind anti-amerikanische Ressentiments in den ostdeutschen Bundesländern häufiger anzutreffen als in den westdeutschen? Und wie kann es gelingen, transatlantische Verständigung zu fördern – beispielsweise im Rahmen von Austauschprogrammen für junge Menschen in Schule, Ausbildung oder Studium?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt vom „Runden Tisch USA“. Dieser zählt zu den bewährten Formaten, bei dem sich zahlreiche bilateral engagierte Organisationen regelmäßig über ihre Aktivitäten und Herausforderungen austauschen. Am 10. Oktober 2024 feierte die Veranstaltung in Leipzig Neuauflage. Nach einem Empfang im Leipziger Generalkonsulat der USA ging es in die Bibliotheca Albertina der Uni Leipzig. Dort begrüßten die Vorsitzende Dr. Klaudia Knabel vom DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst, sowie Eric W. Fraunholz und Erica Larson Bautze vom Co-Host, dem Deutsch-Amerikanisches Institut Sachsen die Vertreter*innen von 18 Organisationen. Für den langfristigen individuellen Jugend- und Schüleraustausch saßen Elke Sager (AFS – Interkulturelle Begegnungen), Mareike von Raepke (Deutsches Youth for Understanding Komitee) und durch Jan Schütte (AJA -Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch) mit am Tisch.
In ihrem Impulsvortrag „Ostdeutschland und regionale Perspektiven im transatlantischen Dialog“ fällte die Amerikanistik-Professorin Dr. Katja Kanzler von der Universität Leipzig einen wichtigen Befund: „In Ostdeutschland gibt es kein übergenerationelles Wissen zu den USA.“ Entsprechend beobachte die DAIS-Vorsitzende und nach eigener Aussage „überzeugte Transatlantikerin“, wie schwer es ist, bei Studierenden für einen Aufenthalt in den USA zu werben.
Dass Unwissen und Vorbehalte bis hin zu Anti-Amerikanismus in den ostdeutschen Bundesländern auch außerhalb von Universitäten anzutreffen sind, konnten viele Teilnehmer*innen aus ihrer Arbeit bestätigen. Ergo drehten sich drei Arbeitsgruppen am Nachmittag denn auch um Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. Was es für den Bereich Schüler- und Jugendaustausch braucht?
- Multiplikator*innen / Alumni gewinnen und halten
- mehr Gastfamilien in Ostdeutschland und Fördermöglichkeiten
- mehr gut verständliche Informationen für Schüler*innen zu Austauschangeboten auf den von ihnen genutzten Kommunikationskanälen
- Unterstützung von Lehrkräften und Eltern bei der Beantragung
Eingerahmt war der Runde Tisch USA übrigens von zwei Veranstaltungen mit historischem Bezug. Am Vorabend fand das Lichtfest statt – vor 35 Jahren versammelten sich in Leipzig rund 70.000 Menschen zur größten Demonstration vor dem Mauerfall. Am Folgeabend erzählte der Journalist und Bürgerrechtler Siegbert Schefke unter dem Titel “Als die Angst die Seiten wechselte“ über sein Mitwirken am Mauerfall.
Auch 2025 soll es wieder einen Runden Tisch USA geben. Dessen Wert lobte Robert Greenan von der US-Botschaft in Berlin: „Das Format dieses organisationsübergreifenden People-to-People-Business ist großartig. Meine Kollegen in anderen europäischen Ländern beneiden mich darum.“