Barrieren für Jugendliche nicht-gymnasialer Schulformen zu langfristigen Austauschprogrammen müssen abgebaut werden – dafür setzt sich AJA ein

Im Jahr 2018 entstand in Zusammenarbeit des AJAs mit der TU Berlin im Rahmen eines Seminars des Masterstudiengangs „Bildungswissenschaften – Organisation und Beratung“ eine Bedarfsanalyse über Zugänge Jugendlicher nicht-gymnasialer Schulformen zu langfristigen Austauschprogrammen.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage unter ehemaligen Austauschschüler*innen haben ergeben, dass Real-, Haupt- und Gesamtschüler*innen deutlich seltener an langfristigen Schüleraustauschprogrammen teilnehmen als Gymnasiasten. Ausschlaggebende Faktoren für die Teilnahme an Austauschprogrammen sind vor Allem das soziale Umfeld, die Schule und die finanzielle Situation. Im sozialen und familiären Umfeld von Nicht-Gymnasiasten sind meist weniger Personen, die bereits an einem Austauschprogramm teilgenommen haben und so verbinden viele einen Schüleraustausch nicht mit ihrer eigenen Bildungsbiografie. Von Schülerinnen und Schülern wird zwar eine stärkere Bewerbung seitens der Schule erwartet, wie gerade die Zugangsstudie (http://zugangsstudie.de/) belegt. Aber dennoch kommt hinzu, dass der langfristige Schüleraustausch oft als elitär und als „Luxusaktivität“ wahrgenommen wird. Leider tragen auch fehlende Beratungsangebote an Nicht-Gymnasien dazu bei, dass dieses Vorurteil nicht abgebaut wird.

Bisher finden Informationsveranstaltungen zu langfristigen Schüleraustauschprogrammen immer noch hauptsächlich an Gymnasien statt. Auch bei der Finanzierungsfrage z.B. eine Förderung über das Auslands-BAföG zu erhalten, gibt es für Nicht-Gymnasiasten strukturelle Hürden: Absolventen, die einen Schüleraustausch vor Beginn ihrer Ausbildung planen, sind von der Beantragung des Auslands-BAföG strukturell ausgeschlossen. Daran ändert auch die neue BAföG-Reform, die am 30. Januar 2019 verabschiedet wurde nichts. Hier hat die Politik es versäumt, die strukturelle Benachteiligung der Nicht-Gymnasiasten zu verändern.

AJA setzt sich dafür ein, diese Barrieren abzubauen, denn Schüleraustausch soll für Schüler*innen aller Schulformen gleich zugänglich sein. Egal ob Gymnasiast, Haupt-, Real- oder Gesamtschüler, jeder Jugendliche profitiert von der einmaligen Chance eines Schüleraustausches. Die im Austausch erworbenen bzw. verstärkten Sozialkompetenzen, Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen sind wertvolle Fähigkeiten, die sowohl bei der zukünftigen beruflichen als auch persönlichen Entwicklung wichtige Potentiale darstellen. Hierbei ist es wichtig, dass die Organisationen von Jugendaustauschprogrammen eng mit allen Schulformen zusammenarbeiten. Informationsveranstaltungen, sowie persönliche Beratung und der Präsenz in den Sozialen Medien sind wichtige Bestandteile, um Barrieren für die Teilnahme an Schüleraustauschprogrammen abzubauen.

Der AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch unterstützt Schulen jederzeit gerne bei der Organisation von Informationsveranstaltungen und bietet telefonische Beratung zu Fragen rund um den langfristigen individuellen Schüleraustausch an. Auch die Plattform austauschjahr.de hat sich mit den Ergebnissen der Online Umfrage beschäftigt: Auf unserem Blog wurden beispielsweise Realschülerinnen, die gerade ihr Austauschjahr verbringen, interviewt. Eine der Realschülerinnen ist als Stipendiatin der Kreuzberger Kinderstiftung, die explizit an Schüler*innen nicht gymnasialer Schulformen Stipendien vergibt, in Japan.