Austausch rund ums „Mobilitätspuzzle“
Im dicht getakteten Politikalltag einen Gesprächstermin kurz vor der parlamentarischen Sommerpause zu erhalten, ist nicht selbstverständlich. Umso dankenswerter die Einladung der Berliner Abgeordneten Sandra Khalatbari (CDU, Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Jugend und Familie), Louis Krüger (Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher für Schulpolitik und kulturelle Jugendbildung) und Marcel Hopp (SPD, Bildungspolitischer Sprecher) zum Parlamentarischen Frühstück. Am 19. Juni begrüßte das Politik-Trio geballte Expertise zum internationalen Jugend und Schüleraustausch in der Niederkirchnerstraße: Bernd Böttcher (Initiative „Austausch macht Schule“), Annette Tobor (Kreuzberger Kinderstiftung), Peter Battenberg (Beirat „Bildung ohne Grenzen“), Stephan Erb (Deutsch-Polnisches Jugendwerk), Anna Kauert und Jantje Theege (YFU – Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V.) sowie Jan Schütte (AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch). In offener Gesprächsatmosphäre ging es 90 Minuten vor allem um die Frage, wie im Land Berlin mehr Jugendliche Zugang zu kurz- und langfristigen Austauschprogrammen bekommen können – insbesondere sozial oder ökonomisch benachteiligte und Schüler*innen nicht-gymnasialer Schulformen. Nach kurzen Inputs der am Tisch versammelten Gäste herrschte große Einigkeit: Schule ist zentraler Zugangsort für Informationen zu Austauschangeboten. Jedoch haben Lehrkräfte im verdichteten Schulalltag oft zu wenig Zeit, um sich auf diesem Feld zu engagieren. Umso wichtiger für sie und auch die Schüler*innen, niedrigschwellig an Informationen über Formate und Fördermöglichkeiten zu kommen. Apropos Förderung: Das sogenannte Hamburger Modell für den langfristigen Austausch ließ die Abgeordneten aufhorchen. In der Hansestadt können Eltern finanzielle Unterstützung für einen langfristigen Auslandsaufenthalt ihrer Kinder erhalten.
AJA-Geschäftsführer Jan Schütte sprach noch eine besondere Herausforderung der gemeinnützigen Austauschorganisationen an: „Es gibt zu wenig Gastfamilien für Austauschschüler*innen, die nach Deutschland kommen – und das obwohl die Zahlen in den Aufnahmeprogrammen gesunken sind.“ So hätten auch steigende Energiekosten und eine hohe Inflation zum Rückgang beigetragen. „Daher wünschen wir uns politische Initiativen zur Unterstützung von Gastfamilien. Dabei geht es nicht um eine Bezahlung für das Engagement, sondern um eine Aufwandsentschädigung für erhöhte Lebenshaltungskosten, wenn sie Gastschüler*innen mehrere Monate bei sich aufnehmen“, so Jan Schütte.
Die CDU-Abgeordnete Sandra Khalatbari schloss das konstruktive Treffen mit einem Plan: „Wir sollten diese Runde perspektivisch erweitern. Erst einmal aber brauchen wir einen Überblick, wer wo aktiv ist und welche Angebote und Fördermöglichkeiten es für Austausch in Berlin gibt.“ Auch in puncto Hamburger Modell wolle man sich schlau machen, ergänzte Marcel Hopp von der SPD. Schon nach der Sommerpause könnte es zur Fortsetzung des Dialogs kommen. Ein Ausblick, den die Gäste begrüßten und den Abgeordneten zusagten, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, um Jugend- und Schüleraustausch in Berlin zu stärken.