Die neu erschienene weltweiser-Studie 2025 beleuchtet den aktuellen Stand internationaler Austauschprogramme und liefert aufschlussreiche Daten zum Programmjahr 2022/23. Neben dem langfristigen individuellen Schüleraustausch wurden erstmalig auch weitere Formate wie Sprachreisen, Freiwilligenarbeit, Work & Travel und Praktika im Ausland betrachtet. Für die Zahlen für den Schüleraustausch wurden die Daten von 62 Austauschorganisationen ausgewertet. Die gute Nachricht zuerst: Nach dem pandemiebedingten Einbruch ist ein deutlicher Aufschwung zu verzeichnen: Rund 13.000 Schüler*innen reisten 2022/23 für ein Schulhalbjahr oder -jahr ins Ausland – das ist über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit.
USA, Kanada und Irland an der Spitze
Englischsprachige Länder bleiben klar Favoriten. Die USA führen weiterhin das Ranking mit 4.782 Teilnehmenden an, gefolgt von Kanada (3.498) und Irland (1.151). Auch Neuseeland, Australien und Großbritannien stehen hoch im Kurs. In Europa punkten vor allem Frankreich und Spanien als Austauschziele. Kanada und Irland zeigten in den letzten Jahren eine deutlich steigende Anzahl an Teilnehmenden, während weniger junge Menschen Großbritannien als Austauschland wählten. Gegenüber dem Programmjahr 2018/19 ist die Teilnehmendenzahl für England um rund 28 Prozent zurückgegangen. Dies ist in erster Linie auf den Brexit und die damit verbundenen Visabestimmungen zurückzuführen.
Große Unterschiede zwischen den Bundesländern
Bei der Teilnahme zeigen sich teils erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Setzt man die Anzahl der Jugendlichen, die an einem Schüleraustausch teilgenommen haben, ins Verhältnis zur Gesamtanzahl junger Menschen in der Altersklasse, liegt Hamburg mit 6,52 Prozent deutlich vorn, gefolgt von Berlin und Bremen. Schlusslichter sind Bayern, Saarland und Thüringen. Zahlenmäßig kamen die meisten Austauschüler*innen aus Nordrhein-Westfalen.
Schulformen – Gymnasium liegt weiterhin vorn
Die Studie untersucht auch, aus welchen Schulformen die Teilnehmenden an einem Schüleraustausch kommen. Hier liegt wie in den Vorjahren das Gymnasium deutlich vorn. Im Vergleich zur letzten weltweiser Studie von 2022 zeigt sich allerdings ein Rückgang von 83 auf 81,2 Prozent. Mittel-, Real sowie Gesamtschulen konnten hingegen zulegen. Im Sinne der Bildungsgerechtigkeit eine erfreuliche Entwicklung.
Gastfamilienwechsel & Abbrüche konstant
Rund 14 % der Teilnehmenden mussten im Laufe des Aufenthalts die Gastfamilie wechseln – ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Ursachen sind vielfältig: von kulturellen Missverständnissen bis hin zu organisatorischen Schwierigkeiten. Der Anteil derjenigen, die den Austausch vorzeitig abgebrochen haben, lag bei 4,3 % und ist damit stabil geblieben. Diese Zahlen zeigen, dass Austauschschüler*innen nicht nur gute Vorbereitung, sondern auch intensive Betreuung im Gastland benötigen.
Schüleraustausch nach Deutschland – die Einreise
Die Studie untersucht auch die Zahlen für die Aufnahme von Gastschüler*innen aus dem Ausland. Hier ist ein weiterer Rückgang zu beobachten. Im betrachteten Schuljahr wurden 1.532 Jugendliche in Deutschland für ein halbes oder ganzes Schuljahr aufgenommen. Diese Zahlen liegen deutlich unterhalb der Werte der Jahrgänge vor der Pandemie. Über ein Aufnahmeprogramm verfügen hauptsächlich die gemeinnützigen Austauschorganisationen, die beispielsweise im AJA organisiert sind. Diese berichten, dass die Nachfrage aus dem Ausland nach wie vor hoch ist, aber durch einen Mangel an Gastfamilien in Deutschland die Platzierung erschwert wird.
Fazit der Studie
Die weltweiser-Studie 2025 unterstreicht die Relevanz des internationalen Schüleraustauschs. Austauschprogramme vermitteln globale Kompetenzen, fördern interkulturelles Verständnis und befähigen Jugendliche dazu, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und aktiv auf weltweite Herausforderungen zu reagieren. Gleichzeitig hebt die Studie hervor, dass die Qualität der Programme entscheidend ist – insbesondere durch eine fundierte Vorbereitung, intensive Begleitung während des Aufenthalts und eine reflektierte Nachbereitung. Darüber hinaus macht die Studie deutlich, wie wichtig es ist, mehr Gastfamilien in Deutschland zu gewinnen, um jungen Menschen aus aller Welt die Chance zu geben, die Lebensweise in Deutschland aus nächster Nähe kennenzulernen.
Schüleraustausch mit den gemeinnützigen Austauschorganisationen im AJA
Mit den gemeinnützigen AJA-Organisationen gingen 2.803 Schüler*innen im betrachteten Schuljahr 2022/23 ins Ausland. Im Gegenzug kamen im Aufnahmeprogramm 1.263 junge Menschen zu einem Schulaufenthalt nach Deutschland. Im Bezug auf die Studie bedeutet dies, dass 82 Prozent der Schüler*innen im Einreiseprogramm mit einer gemeinnützigen Austauschorganisation aus dem AJA im Schüleraustausch in Deutschland waren.
Die AJA-Mitgliedsorganisationen setzen auch in punkto Qualität Maßstäbe. In gemeinsam formulierten Qualitätskriterien sind Leitlinien zu Themen wie Sicherheit und Schutz der Programmteilnehmenden, Prävention, Vor- und Nachbereitung, Betreuung, Aufnahme von Gastfamilien klar definiert. Zum Schutz der Programmteilnehmenden hat der AJA bereits 2006 die Arbeitsgruppe Health & Safety gegründet, die sich zu Fragen der Gesundheit und Sicherheit der Programmteilnehmer*innen regelmäßigt austauscht.