Schüler-BAföG braucht Reform

Das BAföG soll weiterentwickelt werden, verspricht Bundesministerin Johanna Wanka in einer Pressemitteilung vom 18. Juli 2013 (090/2013): „Wir analysieren, an welcher Stelle wir das BAföG so ändern können, dass es noch stärker und flexibler den Bedürfnissen der Adressaten gerecht werden kann“.

Der AJA – Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen – begrüßt diese Weiterentwicklung. Denn der Staat hat die Aufgabe, allen jungen Menschen einen Auslandsaufenthalt während der Schulzeit finanziell zu ermöglichen.

Allerdings stellt der AJA fest, dass bisher nur ein geringer Teil von Jugendlichen, die einen Auslandsaufenthalt während der Schulzeit planen, durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) gefördert wird. Und auch nicht alle Schulformen werden dabei gleichermaßen berücksichtigt: Realschülerinnen und -schüler haben zwar einen Anspruch auf Förderung nach dem BAföG, wenn sie die Aufnahme in die gymnasiale Oberstufe oder in eine zweijährige Fachoberschule nachweisen können. Doch das allein ist noch kein Garant, denn die Schule, die im Ausland besucht werden soll, muss gleichwertig mit der Schule im Inland sein (und umgekehrt). Dem AJA sind aktuell Ablehnungsbescheide von Schülerinnen und Schülern bekannt, in denen eine fehlende Gleichwertigkeit der Schulformen in Deutschland und im besuchten Austauschland als Grund zur Ablehnung des BAföG-Antrages geführt hat. Das ist bedauerlich, zeigt doch der allgemeine Trend in der Schulpolitik, dass immer mehr unterschiedliche Schulformen entstehen. Doch die unterschiedlichen Schulformen, die auch mit der allgemeinen Hochschulreife und Fachhochschulreife abschließen, werden im BAföG-Amt nicht anerkannt. Eine Unverhältnismäßigkeit, die einer dringenden Reform und Weiterentwicklung des BAföG bedarf!

Die Ungleichheit der Bildungschancen spiegelt sich noch in einem weiteren Bereich wider: Die aktuelle Förderpraxis durch das BAföG trägt den sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes hinsichtlich internationaler Mobilität kaum Rechnung. Fremdsprachenkenntnisse sowie interkulturelle und soziale Kompetenzen werden für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen unserer Zeit immer bedeutender. Diese Schlüsselqualifikationen können schon während der Schulzeit durch ein Auslandsschuljahr erworben werden. Um einer großen Anzahl an Schülerinnen und Schülern den Schritt ins Ausland zu ermöglichen, müssten staatliche Finanzierungsmöglichkeiten ausgebaut werden. Die in der Pressemitteilung vom 18. Juli 2013 veröffentlichte Statistik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur BAföG-Entwicklung spricht jedoch eine andere Sprache: Die Zahl der nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) geförderten Schülerinnen und Schüler sank im Jahr 2012 im Verhältnis zum Vorjahr um 3,4% auf 308 000..

Der AJA – Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen – setzt sich dafür, dass allen Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, einen Auslandsaufenthalt während der Schulzeit zu realisieren. Mit umfassenden Stipendien ermöglichen die AJA-Mitgliedsorganisationen als gemeinnützig arbeitende Vereine jährlich den Schüleraustausch für viele Jugendliche in Deutschland.